Folge 42 – Chiemgau – Gaudirndldrahn Unterwössen 2016

Der BGC wünscht euch einen schönen ersten Mai und wir hoffen, ihr seid in euren Wohnzimmern gut hineingetanzt. Wir haben um Mitternacht auf jeden Fall an euch gedacht.

Eigentlich würden gerade überall in ganz Bayern die Maibäume aufgestellt werden. Die bis zu 50m hohen Stämme werden mit langen Stangen, den Schwaiberl, über Stunden hinweg langsam Stück für Stück in die Höhe gehieft, meist begleitet von einem kleinen Fest, bei dem auch der örtliche Trachtenverein einen Auftritt hat.

Damit euch das Gefühl nicht ganz verloren geht und weil euch das Video über den Schwertertanz am Ostermontag so interessiert hat, haben wir uns die Wettkampfform der Trachtenvereine, das Preisplatteln, genauer angesehen.

https://www.youtube.com/watch?v=7eZeE8ESEUQ

Das Schuhplatten geht auf die Jahrhundertwende vom 18ten ins 19te Jahrhundert zurück und entwickelte sich Mitte des 19ten Jahrhunderts vom reinen Werbetanz zum Schautanz mit Wettbewerben weiter. Das erste organisierte Preisplatteln wurde 1891 in Miesbach abgehalten.
In der heutigen Wettkampfstruktur gibt es mehrere Ebenen an Wettkämpfen. Die erste Schwierigkeitsstufe ist das Vereinspreisplatten, bei dem alle Mitglieder eines Vereins in den verschiedenen Altersstufen gegeneinander antreten. Die Besten dürfen ihren Verein beim Viervereinspreisplatten vertreten, wo immer Viervereine gegeneinander antreten. Die Gewinner vertreten ihren Verein dann beim Gaupreisplatteln – und so weiter bis zur bayrischen Meisterschaft.

Die Tänze laufen immer nach derselben Choreografie ab. Nach Einmarsch des Paares wird eine Runde Walzer getanzt, allerdings anders als bei unserer Variante des Walzers, komplett im Hochzehenstand. Anschließend dreht der Junge das Mädchen aus, tritt in einen mit Kreide auf den Boden gezeichneten Kreis und plattelt, während das Mädchen um den Kreis kreiselt. Nach exakt 16 Takten fängt der Junge das Mädchen ein – ein besonders kritischer Moment im Wettkampf, da er enormes Geschick erfordert: Zum einem muss der Junge die Geschwindigkeit des Mädchens genau abschätzen können, zum andern darf sie trotz der plötzlichen Berührung nicht das Gleichgewicht verlieren. Ziel ist es, flüssig und ohne zu Stocken in die nächste Walzerrunde zu wechseln. Jungen und Mädchen werden in voneinander getrennten Runden gewertet. In der Wertungsrunde der Mädchen wird nach dem zweiten Walzer anschließend eine zweite Runde gedreht.

Jeder der Wertungsrichter kann maximal 10 Punkte vergeben. Punktabzug gibt es beim Platteln z.B. wenn der Ein- und Ausstoß (das Aufstampfen am Beginn und am Ende des Plattelns) fehlt, der Plattler nicht im Takt oder in die Luft schlägt, zu viel Platz im Kreis verbraucht oder gar den Kreis berührt. Auch der ungleichmäßige Abstand des Mädchens zum Kreidekreis sowie Tempo, Drehkreis und zurückgelegte Strecke des Mädchens werden u.a. gewertet. Schaut der Junge das Mädchen während des Plattelns nicht kontinuierlich an, wird das zu ihren Fehlerpunkten gezählt.
Auch Auftreten und Kleidung des Paares zählt mit in die Bewertung. Der Rock des Mädchens muss ruhig und gleichmäßig fliegen, der Bruch des Saums darf nicht unter 6cm sein und der Unterrock muss genau an diesem Bruch enden. Die Schürze sollte ruhig auf dem Rock aufliegen und weder flattern noch in den Rock gedrückt sein. Bei den Jungen dürfen z.B. die Haare den Hemdkragen nicht berühren. Auch rutschende Hosenträger und Kniestrümpfe, verlorene Blumen und Anstecker führen zum Punktabzug.

Gewonnen werden neben Pokalen auch Abzeichen, welche bei öffentlichen Auftritten, wie z.B. dem Maibaumaufstellen, am Hut getragen werden. Vorausgesetzt natürlich, sie haben es geschafft, dass ihnen der Baum nicht geklaut worden ist oder sie ihn wieder auslösen konnten.

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