Folge 29 – Charleston

Heute gibt es einen „How-To-Freitag mit einem Tanz“, den ihr in jedem Wohnzimmer, auf Eurer Terrasse oder in der WG-Küche tanzen könnt: der Charleston!

https://www.youtube.com/watch?v=Z0oHxyensok

Beim Charleston, benannt nach der gleichnamigen Stadt in Amerika, handelt es sich um einen Gesellschaftstanz der 20er Jahre. Seine Ursprünge gehen wohl auf den Juba-Dance zurück. Dieser Plantagentanz wurde im 19. Jahrhundert von westafrikanischen Sklaven vor allem in Guyana, der Karibik und den Südstaaten der USA getanzt. Trotzdem konnte er sich in der USA vor allem als Gesellschaftstanz der Weißen durchsetzen.

1925 schwappte die flächendeckende Begeisterung nach Deutschland über. Am Sylvester Abend trat Josephine Baker auf spektakulärste Art mit einer Varieté Show im Nelson-Theater am Kurfürstendamm auf, bekleidet mit nichts außer ein paar Federn. Während sie als schwarze Frau in vielen anderen Ländern der Welt mit rassistischen Vorurteilen zu kämpfen hatte trafen sie und der Charleston sie in Berlin, sieben Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges auf ein tanzhungriges, verruchtes Nachtleben. Während des ersten Weltkrieges herrschte ein striktes Tanzverbot und so lockten, als einen Akt der Rebellion und Freiheit nach Kriegsende mehr als 500 Lokale in Berlin locken mit bunten Lichter und Musik. Drinnen versucht ein Volk in Ektase mit Tanz und Kokain die wilhelminischen Moralvorstellungen und die Angst der letzten Jahre zu verdrängen. „Ein geschlagenes verarmtes, demoralisiertes Volk sucht Vergessen im Tanz“ schrieb Klaus Mann.

Mit kurzen Kleidern, nackten Beinen und kurvenreichen Bildern auf Titelblättern und Litfaßsäulen wurde die Sexualität wurde enttabuisiert, auch hier passte die offen bisexuell lebende Josephine hervorragend mit ins Bild. Mit einer der Gründe für die Enttabuisierung war das neu erwachte Selbstbewusstsein der Frau, dass auch eines der Erfolgsgeheimnisse des Charlestons ist. Den anders als Walzer oder Slowfox konnte, und wurde, dieser Tanz von auch Frauen alleine getanzt. In Deutschland vor allem zum Vergnügen, in der USA um gegen die dort geltende Alkoholprohibition zu protestieren.

Das und die Tatsache, dass Charleston mit 50-80 Schlägen die Minute ein sehr schneller Tanz ist, brachte dem Tanz in der älteren Generation seinen provokativen und unsittlichen Ruf.

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